Aktuelle Zahlen der Bundesagentur für Arbeit für den Zeitraum zwischen Oktober 2019 und Mai 2020 zeigen, dass der Einzelhandel in Deutschland beim Angebot von Ausbildungsstellen mit seinen beiden Kernberufen erneut an der Spitze liegt. So verbuchte die Bundesagentur über 30.000 gemeldete Ausbildungsstellen für angehende Kaufleute im Einzelhandel und knapp 20.000 für Verkäuferinnen und Verkäufer.

Insgesamt betrachtet, wird mit den beiden Kernberufen des Einzelhandels jeder elfte Ausbildungsplatz in Deutschland gestellt. Die gemeldeten Bewerber für beiden Berufe stiegen jeweils um 6% im Vergleich zum Vormonat.

„Die Zahlen zeigen, dass der Einzelhandel in Zeiten von Corona den Rotstift nicht bei dem Qualifizierungsangebot des Nachwuchses ansetzt und langfristig den notwendigen Bedarf an gut ausgebildeten Fachkräften im Blick hat“, so HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth. Die demographische Entwicklung und der Trend zur Akademisierung sind weiter Treiber für das große Ausbildungsplatzangebot. Auch wenn in den letzten Monaten vermehrt Online-Recruiting-Prozesse eingesetzt und Online-Bewerbungsgespräche von den Bewerbern gut angenommen wurden, haben viele Unternehmen die Unsicherheit bei den Abschlussprüfungen an den allgemeinbildenden Schulen und die zum größten Teil nicht stattfindende Berufsorientierung gespürt. Die Zahl der Bewerber stieg seit Ostern zwar wieder, aber viele Handelsunternehmen suchen aktuell noch nach Auszubildenden, die ihre Ausbildung zum neuen Ausbildungsjahr 2020/2021 beginnen wollen. So verzeichnet die Bundesagentur für Arbeit noch 18.000 unbesetzte Stellen für die Kaufleute im Einzelhandel und 13.000 für die Verkäufer. „Bewerber haben aktuell gute Chancen einen Ausbildungsplatz im Einzelhandel zu bekommen“, so Genth weiter. Karriere mit Lehre ist im Einzelhandel nach wie vor die Regel. 80 Prozent der Führungskräfte haben in der Branche als Lehrlinge begonnen. Die Handelsbranche bietet darüber hinaus eine Vielfalt, da sie in über 60 verschiedenen Berufen ausbilden. Auch für die kombinierten Qualifizierungsprogramme (sogenannte Abiturientenprogramme) des Einzelhandels, in dem Hochschulzugangsberechtigte innerhalb von drei Jahren bis zu drei Abschlüsse erreichen können, sind noch 6.000 Stellen unbesetzt.

„Die systemrelevanten Berufe haben in den vergangenen Monaten mehr Aufmerksamkeit erhalten, was bei der Besetzung der noch unbesetzten Ausbildungsplätze helfen könnte“, so Genth. Voraussichtlich wird es in diesem Jahr zu einer Verschiebung der Einstellungsphase kommen. Die Einstellungsgespräche werden in der Folge verstärkt im Sommer, aber auch noch im Herbst 2020 erfolgen.