Rund 36.000 Auszubildende zählt der NRW-Einzelhandel. Der Großteil der jungen Berufsstarter lässt sich in den beiden Kernberufen im Einzelhandel Kaufmann/Kauffrau im Einzelhandel und Verkäufer/Verkäuferin ausbilden. Ein Start mit Zukunft, denn 80 Prozent der Führungskräfte rekrutiert die Branche aus den eigenen Reihen. Angehende Auszubildende können sich nun auf modernisierte Ausbildungspläne freuen.

Die beiden Kernausbildungsberufe im deutschen Einzelhandel Kaufmann/Kauffrau im Einzelhandel und Verkäufer/Verkäuferin sind modernisiert worden. Nach der Veröffentlichung der entsprechend modernisierten Verordnungen dieser Berufsausbildungen im Bundesgesetzblatt am 20. März 2017 ist es nun offiziell: Die Neuerungen treten zum Beginn des Ausbildungsjahres 2017/2018 am 1. August 2017 in Kraft. Ziel der inhaltlichen Modernisierung ist es, Auszubildende mit entsprechenden Fachkenntnissen fit für die Zukunft im Einzelhandel zu machen. So wird in der Ausbildung künftig unter anderem größerer Wert auf den Bereich E-Commerce gelegt.

Karriere mit Lehre

Auch für die ausbildenden Unternehmen ist die Modernisierung der beiden Kernausbildungsberufe ein wichtiger Schritt, denn gut qualifizierte und motivierte Fachkräfte sind für die Leistungsfähigkeit von Einzelhandelsunternehmen unerlässlich. Eine qualitativ hochwertige Berufsausbildung ist hierfür die beste Grundlage, denn 80 Prozent der Führungskräfte im Handel haben ihre Karriere mit einer betrieblichen Berufsausbildung begonnen. Mit beruflicher Praxis, betrieblicher Weiterbildung und dem Erwerb eines Fortbildungsabschlusses erreichen junge Arbeitnehmer im Handel Kompetenzen, die vielfach denen aus einem akademisch geprägten Bildungsgang mindestens gleichwertig, nicht selten auch überlegen sind.

Ein wichtiger Punkt, den Dr. Peter Achten, Hauptgeschäftsführer des Handelsverbandes Nordrhein-Westfalen (HV NRW), deutlich hervorhebt: „Im Handel können engagierte Arbeitnehmer mit der richtigen Motivation und entsprechenden Leistungen bereits in jungen Jahren einen beachtlichen Karriereweg hinlegen. Nicht umsonst steht der Handel wie kaum eine andere Branche für das Motto Karriere mit Lehre.“

Berufsausbildung nicht unter Wert verkaufen

Für die Branche ist es wichtig, auch weiterhin als attraktiver Ausbilder wahrgenommen zu werden, denn obwohl die beiden Kernberufe, Verkäufer/-in und Kaufmann/-frau im Einzelhandel, kontinuierlich unter den Top-Drei der meistgewählten Ausbildungsberufe in NRW rangieren, beginnen Jahr für Jahr weniger junge Menschen in NRW eine Ausbildung, während die Hochschuleinschreibungen parallel steigen. Der NRW-Verbandschef verfolgt diese Entwicklung mit Sorge. „Die Berufsorientierung an den Schulen wird zunehmend akademisiert, die duale Ausbildung unter Wert verkauft“, so Achten. Sowohl aus gesellschaftlicher Perspektive als auch aus Sicht der Berufsorientierung an Schulen müsse dafür gesorgt werden, dass die Berufsausbildung in Deutschland wieder an Stellenwert gewinnt – allein schon, um wertvolle Berufseinstiegsperspektiven aufzuzeigen und die hohe Zahl an Studienabbrechern einzudämmen.

Die im Handel bestehenden Berufsausbildungen zu modernisieren und so attraktiv zu halten, ist ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung: „Es ist unsere Aufgabe, die Aus- und Fortbildung in Handelsberufen attraktiv, modern und bedarfsgerecht zu gestalten“, so Achten. Neben der Modernisierung der Kernausbildungsberufe im Einzelhandel soll deswegen zum 1. August 2018 mit der Neueinführung des Ausbildungsberufes Kaufmann/frau im eCommerce der zunehmenden Digitalisierung der Branche Rechnung getragen werden.